Führungswechsel bei Hewlett-Packard

Sasan Abdi
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Ein bereits länger andauernder Kampf um die produkt- und markttechnische Ausrichtung des Allround-Herstellers Hewlett-Packard endete vergangene Woche im Eklat. Nach langem Hin und Her entließ der Vorstand des Unternehmens seine Chefin Carly Fiorina.

Mit der 50-jährigen Fiorina tritt - zumindest vorerst - einer der einflussreichsten Manager überhaupt ab. Kernpunkt des großen Streits bei HP war die Übernahme des Konkurrenten Compaq im Jahr 2002. Mit der Aktion läutete Fiorina eine komplett neue Unternehmensstrategie ein: Ein breites Produkt-Portfolio sollte demnach HP in den verschiedensten Verkaufssparten etablieren. Da verwundert es nicht, dass man bei HP dieser Tage neben dem Kerngeschäft, dem Verkauf von Druckern, auch auf digitale Kameras, Komplettsysteme und Dienstleistungen wie Gehaltsabrechnungen von externen Firmen setzt.

Mit diesem Konzept war Fiorina, abgesehen von dem ökonomisch nicht ganz geschickten Compaq-Kauf, prinzipiell recht solide gefahren. So konnte sie in ihrer Amtszeit den Umsatz von HP auf rund 80 Milliarden US-Dollar verdoppeln. Interne sowie externe Kritiker bemängelten aber nicht zuletzt seit der Compaq-Übernahme, dass unter der Verwendung der „Portfolio-Strategie“ die eigentlichen, besonders ertragreichen Kerngeschäftsbereiche des Unternehmens nicht ausreichend abgeschöpft werden würden. Demnach führe das „Multi-Tasking“ im Produktportfolio zur Vernachlässigung einzelner, hochprofitabler Geschäftssparten.

Dennoch will man sich bei HP auch nach dem Abtritt der Königin zumindest offiziell nicht auf einen Strategiewechsel festnageln lassen. So erklärte Fiorinas Nachfolgerin als Aufsichtsratsvorsitzende, Patricia Dunn, dass der Zwist nicht auf der generellen Strategie, sondern auf der Umsetzung von eben jener beruhe. Demnach werde man an dem derzeitigen Geschäftsprinzip weiter festhalten.

Das glaubt man an der Börse jedoch scheinbar weniger. Insbesondere die Prognosen von diversen Analysten, wonach das eigentlich rentable am Unternehmen HP die einzelnen, profitablen Kerngeschäfte seien, pushten die HP-Aktie um rund sieben Prozent auf 21,50 US-Dollar. Denn durch die Analystenaussage schürt sich ein neues Gerücht, wonach eine mögliche Zerschlagung des Unternehmens in die einzelnen Produktsparten möglich ist.

Hierbei dürfte es sich wohl aber vorerst eher um börsianisches Wunschdenken handeln. De facto wird man bei HP schrittweise in einem schleichenden Prozess Fiorinas Konzept umkrempeln. Bleibt also nur noch die Frage, wer der geistige Vater/Mutter des Ganzen sein wird, denn: Ein Nachfolger steht, zumindest offiziell, noch nicht fest. Fiorina kann sich indes beruhigt aufs Altenteil zurückziehen. Laut HP erhält sie eine Abfindung von 21 Millionen Dollar.