CPU-Sockel TR4: AMD Threadripper verlangt nach neuen CPU-Kühlern

Update Thomas Böhm
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CPU-Sockel TR4: AMD Threadripper verlangt nach neuen CPU-Kühlern

In wenigen Tagen wird AMD die neuen Threadripper-CPUs veröffentlichen. Bisher sind nur wenige Informationen zur Frage nach kompatiblen CPU-Kühlern durchgesickert. Die bereits verfügbaren Bilder von X399-Mainboards zeigen aber, dass für TR4 in den meisten Fällen kein Montage-Kit ausreicht, sondern neue CPU-Kühler benötigt werden.

Threadripper fusioniert zwei Prozessoren

ASRock X399 Taichi
ASRock X399 Taichi

Im Gegensatz zum Konkurrenten Intel setzt AMD für das High-End-Desktop-Segment (HEDT) nicht auf größere Dies, welche mehr Kerne auf einem Chip vereinen, sondern verbindet per sogenanntem Infinity-Fabric zwei Zeppelin-Dies miteinander. Diese wiederum bilden die Grundlage der aktuellen Ryzen-Prozessoren für den Sockel AM4. Threadripper für Privatnutzer stellt einen halben Epyc-Serverprozessor dar, welcher als Multi-Chip-Modul vier dieser einzelnen Dies vereint. Daraus resultieren deutlich größere Prozessoren, wie Bilder der kommenden X399-Mainboards zeigen.

Der zugehörige Sockel TR4 wurde hierfür im Vergleich zu AM4 stark vergrößert und modifiziert: Anstelle des Pin-Grid-Array (PGA) des Mainstream-Ryzen kommt wie von Intel bekannt ein Land-Grid-Array (LGA) zum Einsatz, bei dem der Sockel anstelle der CPU mit Pins ausgestattet wird. Der Vergleich mit Sockel-2066-Mainboards von Intel offenbart zudem, dass AMD bei der Kühlermontage ebenfalls auf ein bekanntes Prinzip setzt: Kombiniert mit dem Sockel kommt eine stabilisierende Backplate, so dass Kühler lediglich über vier Schrauben-Aufnahmen mit dem Mainboard verbunden werden.

Asus ROG Crosshair VI Extreme
Asus ROG Crosshair VI Extreme (Bild: Asus)
Asus ROG Zenith Extreme X399
Asus ROG Zenith Extreme X399

Bohrlöcher und CPU-Größe

Während bei AM4 die Bohrlöcher für die Montage von CPU-Kühlern in einem Rechteck angeordnet sind, nutzt TR4 eine trapezförmige Anordnung der Aufnahmen für die Kühlung. Damit lässt sich bereits anhand der ersten Mainboard-Bilder festhalten, dass aktuelle CPU-Kühler ohne Zusatzequipment nicht mit Threadripper kompatibel sein können. Zudem führt AMD mit seinem Multi-Chip-Modul geradezu riesige Prozessoren ein, deren Heatspreader von vielen aktuellen CPU-Kühlern nicht vollständig abgedeckt werden.

Noctua-Kühler für Sockel SP3 und TR4
Noctua-Kühler für Sockel SP3 und TR4 (Bild: Noctua)

Noctua hat daher bereits zur Computex einen Prototypen für TR4 gezeigt, der zwar auf einem bereits bekannten Modell des Herstellers basiert, für Threadripper jedoch mit einer deutlich größeren Bodenplatte ausgestattet wird. Auf Nachfrage erklärt der Hersteller, dass Upgrade-Kits für bestehende Prozessorkühler bewusst nicht in Planung sind.

Ein Upgrade-Kit für bestehende Modelle werden wir in diesem Fall nicht anbieten, da die Kühlleistung aufgrund der unzureichenden Abdeckung der CPU schlichtweg nicht gut genug ist, um den Ansprüchen zu genügen, die unsere Kunden und natürlich auch wir selbst an einen Noctua Kühler stellen.

Noctua

Es gibt auch eine Ausnahme

Trotz der unterschiedlichen Montage zu AM4 hat Arctic vor kurzem per Pressemitteilung angekündigt, dass die Kompaktwasserkühlungen der Serie Liquid-Freezer (Test) ohne zusätzliches Montage-Equipment mit dem neuen Sockel TR4 kompatibel sein werden. Mehr als diese Information ist nicht verfügbar – doch damit bestätigt Arctic indirekt die Vermutung der Gerüchteküche, dass entweder den Mainboards oder den Prozessoren ein Montagerahmen beiliegen muss, der die AiO mit dem Sockel verbindet. Da Arctic mit den Liquid-Freezer-Kühlungen ein Abnehmer des Auftragsfertigers Asetek ist, kann zudem gemutmaßt werden, dass auf dem gleichen Design basierende Kompaktwasserkühlungen ebenfalls zusammen mit Threadripper genutzt werden können.

Fractal Design Celsius S24: CPU-Auflagefläche des Kühlers mit ab Werk aufgetragener Wärmeleitpaste
Fractal Design Celsius S24: CPU-Auflagefläche des Kühlers mit ab Werk aufgetragener Wärmeleitpaste

Die aktuellen Asetek-Kompaktwasserkühlungen nutzen eine verhältnismäßig große CPU-Auflagefläche, die selbst von großen Sockel-2011-Prozessoren nicht vollständig bedeckt wird. Daher ist eine Verwendung auf den noch größeren Threadripper-CPUs möglich. Luftkühler haben in der Regel eine kleinere Bodenplatte, weshalb wie von Noctua angekündigt Neuentwicklungen gefordert sind. Aufgrund der hohen vermuteten TDP von 180 Watt für einen Threadripper-Prozessor sind dabei vorwiegend größere Tower-Kühler zu erwarten.

Update

Die Produktwebsite des Arctic Liquid Freezer verrät, was bisher noch nicht kommuniziert wurde: Im Support-Bereich wird unter dem Verpackungsinhalt der Kompaktwasserkühlung angegeben, dass das TR4-Kit, welches aus einem neuen Montagerahmen sowie Schrauben und Muttern besteht, zusammen mit der CPU geliefert wird. AMD sorgt folglich selbst für die Verwendbarkeit der Asetek-Kompaktwasserkühlungen mit seinen kommenden HEDT-Prozessoren und lässt dies nicht von Mainboard-Herstellern umsetzen.

Preise und Spezifikationen der angekündigten Threadripper-Prozessoren hält ComputerBase in einem separaten Artikel bereit. Informationen zum Thema Kühlung bietet der Übersichtsartikel PC-Kühlung mit Luft und Wasser.